Das BFU

Das Behandlungszentrum für Folteropfer Ulm wurde im Jahr 1995 auf Initiative von Amnesty International sowie Ulmer Bürger*innen gegründet (s. Entstehungsgeschichte des BFU) und arbeitet seitdem unter der Trägerschaft des RehaVerein für soziale Psychiatrie Donau-Alb e.V.  Unser interdisziplinäres Behandlungsteam besteht derzeit vorwiegend aus Psycholog*innen und Psychotherapeut*innen, Sozialarbeiter*innen, Kunsttherapeut*innen, einer Fachärztin für Psychosomatik und Psychotherapie sowie Dolmetscher*innen.  Zudem umfasst unser Team Mitarbeiter*innen in der Projektarbeit und Organisation, sowie immer wieder Praktikant*innen und studentische Hilfskräfte.

Derzeit werden jährlich rund 200 Überlebende der Folter, des Krieges oder anderer Gewalterfahrungen psychotherapeutisch und psychosozial betreut. Teilweise werden auch ihre Angehörigen in die Arbeit mit einbezogen. Wir verstehen uns jedoch nicht ausschließlich als therapeutische Einrichtung, sondern auch als Menschenrechtsorganisation, die aktiv für die Rechte ihrer Klient*innen eintritt.

Warum gibt es Behandlungszentren für Überlebende von Folter und Gewalt?

In Deutschland gibt es derzeit über 40 Psychosoziale Zentren, die Hilfen für Opfer von Gewalt anbieten – meistens, aber nicht ausschließlich für Geflüchtete und Migrant*innen, die unter politischer Verfolgung, Gewalt und Verfolgung durch nichtstaatliche Gruppierungen, geschlechtsspezifische Gewalt etc. gelitten haben. Viele Migrant*innen und Geflüchtete erleben auch auf der Flucht extreme Formen der Gewalt oder werden mit Tod und extremem Leid konfrontiert und werden hierdurch traumatisiert. Nach wie vor weist das staatliche Gesundheitssystem bei der ambulanten Versorgung von traumatisierten Geflüchteten große Lücken auf, wie die regelmäßigen Versorgungsberichte der BAfF (Bundesweite Arbeitsgemeinschaft der Psychosozialen Zentren für Flüchtlinge und Folteropfer e.V.) zeigen.

Eine erfolgversprechende Psychotherapie setzt voraus, dass das innere und äußere Erleben sprachlich ausgedrückt werden kann – am besten in einer vertrauten Sprache oder in einer Sprache, die sehr gut beherrscht wird. Für viele Sprachen fehlt jedoch schlicht ein ausreichendes Angebot in den regulären Versorgungsstrukuren. Sprachmittlung in der Therapie verändert jedoch den therapeutischen Prozess, benötigt die doppelte Zeit und erfordert zusätzliche Kenntnisse und Fähigkeiten der Therapeut*innen. Die notwendigen Sprach- und Kulturmittlerkosten übernimmt keine Krankenkasse. Zudem werden Überlebende von Folter- und Gewalt in Deutschland ständig mit neuen Herausforderungen, Sorgen, Ängsten und Bedrohungen konfrontiert, die bei der Therapie berücksichtigt werden müssen – wie z. B. die Angst vor Abschiebung, Sorgen um zurückgelassene Angehörige, soziale Existenzängste oder die zunehmende Hilflosigkeit angesichts der Stimmungsmache gegen Geflüchtete und Migrant*innen. Nicht viele niedergelassene Psychotherapeut*innen sind bereit und haben die Möglichkeiten, diesen zusätzlichen (Verwaltungs-)Aufwand zu leisten.

Das BFU hat sich deshalb auf die Behandlung von traumatisierten Geflüchteten und Migrant*innen spezialisiert. Es arbeitet als Psychosoziales Zentrum, das mehrsprachige Angebote der Therapie mit psychosozialer Beratung verbindet und zudem Beratung und Hilfe bei asylrechtlichen Problemen vermitteln kann. Für die Sprach- und Kulturmittlung stehen uns Dolmetscher*innen  zur Verfügung.